Einleitung
Auf dieser Seite sollen mal nicht Fotos im Vordergrund stehen, sondern kurze Geschichten.
Inhalt
Weiße Schlittschuhe
Kühe in der Wümme
Mathematiker-Ingenieur-Witz
Angewandter Sinus
Linksmäuser
Weiße Schlittschuhe
Ein Buch, das ich empfehlen kann, ist das Buch „Weiße Handschuhe: Wie das Gedächtnis Lebensgeschichten schreibt“, von John Kotre.
Der Autor ist Psychologe und hat teilweise etwas trocken und technisch geschrieben, aber es ist dennoch sehr interessant. Er beschreibt, wie das Gedächtnis über die Zeit Details von Erinnerungen verändern kann. Eine Schlussfolgerung des Buches ist, dass jemand, der ein Detail falsch erinnert, auch wenn er von diesem falschen Detail überzeugt ist, sich deswegen noch nicht generell falsch erinnert. Besonders muss die falsche Erinnerung eines Details einen Zeugen nicht unglaubwürdig machen.
Jedenfalls geht der Titel des Buches auf eine eigene Erfahrung des Autors zurück, demnach er sich an weiße Handschuhe seines Vaters oder Großvaters erinnert, die in seinen Erinnerungen eine gewisse Mystik haben und irgendwo auf dem Dachboden seines Elternhauses liegen müssen. Nach langer Zeit geht er dem nach und stellt fest, dass die Handschuhe schwarz sind.
Nun hat vor kurzem mein Sohn Kai gesagt, dass er gerne Eishockey spielen wolle, gerade aber keine Schlittschuhe hat und sich welche von Freunden ausleihen muss. Da sagte ich, da wir die gleiche Schuhgröße haben, dass meine Schlittschuhe eigentlich noch bei meiner Mutter auf dem Dachboden sein müssten und er sie fragen solle, vielleicht finden sie sie. Allerdings seien das keine Eishockeys-Schlittschuhe, sondern einfache, weiße Schlittschuhe.
Tatsächlich haben sie die Schlittschuhe gefunden. Sie waren schwarz.
Kühe in der Wümme
Am 4. Juli 2014 sind mir zwischen Borgfeld und Kuhsiel, auf der Niedersachsenseite, was noch ein wichtiges Detail werden sollte, Kühe in der Wümme begegnet
Beim Anblick dieser Kühe, sechs waren es insgesamt, habe ich mich gefragt, ob die Hilfe benötigen. Wie passionierte Schwimmer sahen sie jedenfalls nicht aus.
Ich habe mich dann dazu entschieden, den Versuch zu unternehmen, den Landwirt zu verständigen, was sich später als unnötig herausgestellt hat.
Jedenfalls habe ich dann die Polizei angerufen, unter 110. Die hat sich auch freundlich und hilfsbereit gemeldet und überhaupt waren die sehr nett. Dennoch verlief das Gespäch etwa wie folgt, wobei ich jetzt, drei Jahre später, vielleicht nicht mehr alle Details korrekt erinnere:
Ich: „Hier sind Kühe in der Wümme, vielleicht kann man den Landwirt verständigen…“
Polizei: „Wo ist das denn?“
Ich: „Zwischen Borgfeld und Kuhsiel. Das kann man von der Straße aus aber nicht einsehen.“ [Anmerkung: Jeder Bremer weiß genau, wo Borgfeld und Kuhsiel liegen.]
Polizei: „Wo denn genau?“
Ich: „Ziemlich genau in der Mitte zwischen Borgfeld und Kuhsiel. Jetzt haben sie sich in ein Kolk [Anmerkung: Ein nicht fließender Seitenabschnitt eines Flusses.] nach Niedersachsen hin bewegt.“
Polizei: „Aha, in Niedersachsen ist das also. Dann sind wir nicht zuständig.“ [Anmerkung: Hier verläuft die Landesgrenze genau in der Mitte der Wümme.]
Ich wurde dann verbunden, nach Niedersachsen, und habe der Polizei, die nun hoffentlich zuständig war, erneut die Situation geschildert, und gehofft, dass die Kühe auch brav auf der Niedersachsenseite bleiben, sonst wäre die Polizei wieder nicht zuständig gewesen…
Polizei: „Wo ist das denn genau?“
Ich: „Auf der Wümme, zwischen Borgfeld und Kuhsiel. Das kann man von der Straße aus aber nicht einsehen.“
Polizei: „Aha. Mal sehen, ob ich das finden kann… Kuhsiel kann ich auf meiner Karte nicht finden… Was ist denn da in der Nähe?“
Und dann kamen irgendwelche wilden Nachfragen, weil der Beamte das wohl auf einer großen Niedersachsenkarte finden wollte, die von Hamburg über Wilhelmshaven bis in den Harz reicht. Stellte sich dann heraus, dass ich zur Zentrale nach Oldenburg verbunden worden bin, nicht nach Lilienthal, was sinnvoll gewesen wäre. Und in Oldenburg kannte niemand Kuhsiel, und Borgfeld wahrscheinlich auch nicht. Nach länglichen Erläuterungen ist dann aber tatsächlich eine Lilienthaler Polizeistreife in Marsch gesetzt worden. Ich versprach, bei den Kühen zu bleiben.
Dann rief die Polizeizentrale aus Oldenburg zurück:
Polizei: „Die Kollegen können Sie nicht finden, wo sind Sie denn genau?“
Ich: „Ja, wie ich schon sagte, man kann mich von der Straße aus auch nicht sehen. Das beste ist, wenn mich Ihre Kollegen anrufen, wenn sie in der Nähe sind.“
Polizei: „Das geht nicht, die Kollegen haben kein Diensthandy.“
Dazu fiel mir dann nichts mehr ein, immerhin war das im Sommer 2014 und nicht zur Jahrtausendwende.
Mit meinen Fotos der Ohrmarken der Kühe (es kommt auf die kleinen Zahlen an, nicht auf die großen) konnte die Polizei dann den Landwirt ausfindig machen. Der hatte ein Handy, wenn vielleicht auch kein Diensthandy, und hat mich angerufen. Bis dahin, wahrscheinlich waren inzwischen zwei Stunden vergangen, waren die Kühe aber schon wieder aus der Wümme herausgelaufen und der Landwirt war ganz entspannt und wollte erst am nächsten Tag nachsehen, wo seine Kühe abgeblieben sind.
Mathematiker-Ingenieur-Witz
Mathematiker und Ingenieure eines Instituts einer Universität möchten gemeinsam eine Konferenz besuchen und mit der Eisenbahn anreisen. Die Ingenieure bestellen dafür mehrere Fahrkarten, eine Fahrkarte für jeden. Die Mathematiker bestellen insgesamt nur eine Fahrkarte für alle.
Die Ingenieure wundern sich, wie die Mathematiker mit nur einer Fahrkarte auskommen, obwohl sie zu mehreren sind. Naja, sie wollen sich das ansehen, wie die Mathematiker das machen.
Nun geht die Fahrt los und der Schaffner kommt. Die Mathematiker gehen schnell zusammen auf eine Toilette. Der Schaffner klopft an: „Fahrkartenkontrolle“ Die Mathematiker schieben die Fahrkarte unter der Tür durch und der Schaffner ist zufrieden.
Aha denken sich die Ingenieure, das machen wir auf der Rückfahrt auch.
Die Ingenieure kaufen also für die Rückfahrt insgesamt nur eine Fahrkarte für alle. Die Mathematiker kaufen für die Rückfahrt gar keine Fahrkarte.
Die Ingenieure wundern sich wieder, und wollen dann wieder sehen, wie die Mathematiker das machen.
Die Rückfahrt geht los und der Schaffner kommt. Die Ingenieure gehen schnell auf eine Toilette. Von den Mathematikern klopft einer an die Toilettentür der Ingenieure „Fahrkartenkontrolle“. Die Ingenieure schieben die Fahrkarte unter der Tür durch, der Mathematiker nimmt sie und geht mit den übrigen Mathematikern auf die Nachbartoilette, um den Schaffner abzuwarten …
Und die Moral von der Geschicht: Wende eine mathematische Lösung nur an, wenn Du sie wirklich verstanden hast.
Angewandter Sinus
Die Sinusfunktion, oder einfach der Sinus, definiert den Zusammenhang zwischen einem Winkel und einer Länge. Stellt man das für einen Winkel von 0° bis 360° graphisch dar, ergibt sich die bekannte Sinus-Kurve (s.u.). Die Ableitung dazu ist die Cosinusfunktion, oder einfach der Cosinus. Dabei ist der Cosinus dasselbe wie der Sinus, nur um 90° verschoben.
Nimmt man die Zeit statt dem Winkel als Eingangsgröße (was ja nur bedeutet, dass sich der Winkel gleichmäßig mit der Zeit ändert, wie bei einem umlaufenden Uhrzeiger) können damit viele oszillierende Phänomene beschrieben werden.
Ein solches Phänomen ist der Verlauf der Gezeiten. Dazu kann der Sinus den Wasserstand und der Cosinus, als Ableitung des Sinus, die Gezeitenströmung beschreiben. Daraus ergibt sich auch, weil die Ableitung an den Maximalstellen null ist, dass die Gezeitenströmung genau bei Hochwasser und genau bei Niedrigwasser jeweils null ist.
Diese Erkenntnis ist bei einer Wanderung in Neuseeland im Abel Tasman Nationalpark zur praktischen Anwendung gekommen:
Wir, mein Freund Olaf und ich, sind entlang der Küste gewandert und wussten, dass wir die Gezeiten beachten müssen, wenn wir die Mündung eines Inlets überqueren wollen. Bei einem der Inlets sah es auf der Karte aber so aus, als führe der Weg hinter dem Inlet entlang, so dass nicht die Mündung überquert zu werden bräuchte.
Da hatten wir uns getäuscht. Der Weg verlief entlang des Strandes und da standen wir dann vor der Mündung, die wir überqueren mussten. Es war Hochwasser.
Wir hatten den Weg falsch eingeschätzt, kannten den Tidenkalender aber gut und wussten, dass gerade absolutes Hochwasser war. Da wir den Zusammenhang zwischen Wasserstand und Strömung kannten (s.o.), wussten wir auch, dass die Gezeitenströmung gerade null war.
Wir fassten dann den Entschluss, unsere Badehosen anzuziehen und unser Gepäck möglichst wasserfest einzupacken und auf dem Kopf zu tragen. Das war nicht einfach, denn wir hatten jeder einen großen Trecking-Rucksack mit all unseren Sachen für zweieinhalb Monate dabei und mussten nun zusätzlich noch unsere Kleidung, die wir am Leibe trugen, einschließlich der schweren Wanderstiefel, auf dem Kopf tragen.
An der tiefsten Stelle reichte uns das Wasser wenigstens bis zu den Schultern und wir mussten im tiefen Wasser auch noch den richtigen Weg suchen. Es war daher wichtig, dass die Strömung null war, denn bei der großen Wassertiefe hätte uns auch eine schwache Strömung mitgerissen.
Aber wir hatten es dann geschafft und waren auch etwas stolz auf uns. Damit hatten wir fast sechs Stunden gespart, denn nur wenige Stunden später wäre es zwar flacher gewesen, aber mit zu starker Strömung.
Dieses Bild, das etwas an die Situation erinnert, ist übrigens auch im Abel Tasman Nationalpark aufgenommen worden, aber an einem anderen Inlet und über 20 Jahre später.
Linksmäuser
Es war einmal vor vielen Jahre, etwa Ende der 90er Jahre, da stand an meinem Büroarbeitsplatz der Computer an der linken Seite meines Schreibtisches. Das ging wohl auch nicht anders, denn da waren die elektrischen Anschlüsse. Das führte dann dazu, dass das Kabel der Computermaus quer über meinen Schreibtisch lag, denn ich bin Rechtshänder. Funkmäuse gab es damal noch nicht, jedenfalls nicht für mich.
Um das Kabel auf dem Tisch zu vermeiden, habe ich die Idee gehabt, die Maus mit der linken Hand zu benutzen. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich gebürtiger, also nicht umerzogener, Rechtshänder bin. Ich habe die Benutzung der Maus mit links dann versucht.
Am ersten Tag war es sehr komisch, am zweiten Tag nur noch ungewohnt. Dann habe ich mich allmählich daran gewöhnt. Nun benutze ich die Maus, also weiterhin eine Rechtshändermaus, nur noch mit links und kann sie mit rechts auch nicht so gut bedienen. Das habe ich dann auch auf die Bedienung des Touchpads übertragen.
Ich bin weiterhin Rechtshänder, bediene nur Maus und Touchpad mit links, und bin daher Rechtshänder und Linksmäuser.
Übrigens gehöre auch ich zu denen, die spontan mit links spiegelverkehrt schreiben können, ist aber etwas krakelig. Ansonsten schreibe ich aber nie mit links, habe auch kein Bedürfnis danach. Ich habe die Vermutung, dass das jeder kann, der ansonsten mit rechts schreibt, und möchte hiermit alle, die das lesen, zum Selbsttest auffordern. Vielleicht schreibt ein Linkshänder spontan mit rechts auch spiegelverkehrt.


